14 Jahre nach der Ratifizierung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) ist Inklusion in Deutschland noch immer ein umkämpftes und viel diskutiertes Thema, obwohl der menschenrechtliche Auftrag von der UN-BRK bundesrechtlich verankert ist. Nicht nur durch die UN-BRK, sondern auch in den Nachhaltigkeitszielen der UN ist klar formuliert: Weder Geschlecht, soziale oder ökonomische Voraussetzungen noch besondere Lernbedürfnisse aufgrund von Behinderungen oder Erkrankung dürfen dazu führen, dass ein Mensch behindert wird und seine Potenziale und Interessen nicht in gleicher Weise wie andere Menschen entfalten kann.
Die vorliegende Theorie und Praxis der Jugendhilfe mit dem Thema »Inklusion und erste Schritte auf dem Weg zur Organisations- und Qualitätsentwicklung« zeigt auf, dass Leistungen nach dem SGB VIII und dem SGB IX innerhalb des aktuell geltenden Rechtsrahmens gemeinsam erbracht werden können. Dies ist jedoch sehr anspruchsvoll, weil sich alle beteiligten Akteurinnen und Akteure an einem gemeinsamen Tisch treffen müssen. Mit Blick auf 2028 ist die Ausgestaltung der anstehenden Gesetzesreform zu den inklusiven Hilfen von wesentlicher Bedeutung. § 10 Abs. 4 SGB VIII tritt nur dann in Kraft, wenn bis 2027 ein Bundesgesetz die Einzelheiten der Leistungen regelt. Die Herausforderung liegt nun darin, dass sich öffentliche und freie Träger bereits jetzt auf den Weg machen müssen, um die Umsetzung vorzubereiten, obwohl noch kein ausreichender gesetzlicher Rahmen vorhanden ist.
Der Auswahl für die 52 Impulse liegen zwei Kriterien zugrunde.
• Was hat mir selbst in meinem Miteinander geholfen?
• Was waren wertvolle Impulse aus den vergangenen 30 Jahren in meiner beruflichen Praxis unter anderem der Kinder- und Jugendhilfe, der Führungsverantwortung, in Supervisionssitzungen,
in der systemischen Therapie und in meinem Zusammenleben mit Freundinnen und Freunden sowie mit der Familie und mit Menschen, die mich begleitet haben?
Miteinander bedeutet, mit mir und mit anderen wertschätzend in Kontakt zu kommen. Überall auf der Welt stellen sich Menschen mit und ohne Familie, Freundinnen und Freunde in ihren
sozialen Beziehungen die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ein Baustein, um diesen Sinn leben zu können, besteht darin, für sich selbst Sorge zu tragen und so für die alltäglichen Anforderungen
gewappnet zu sein und gut mit sich selbst leben zu können. Gleichzeitig stärkt die Selbstfürsorge Kräfte, um auch für andere zu sorgen, ganz gleich, ob in der Familie, mit Freundinnen und Freunden oder am Arbeitsplatz, in der Supervision, beim Coaching oder während eines Wochenendausflugs.
Die Grundlage für die Impulse ist das humanistische Menschenbild. Es sieht uns als beziehungsorientierte, freiheits- und entscheidungsfähige, verantwortungsvolle Menschen an. Es lohnt
sich also, über ein gesundes Miteinander mit mir selbst und mit anderen nachzudenken und Anregungen für den gemeinsamen Weg auch in der Kinder- und Jugendhilfe auszutauschen.